Fauzia und Azzedine, Algerien

  Esslingen | Newplacement international

Erfahrungsbericht aus dem Projekt Newplacement international

Fauzia (Namen geändert), 29 Jahre und Azzedine (Name geändert), 37 Jahre, kamen auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und ihre Kinder 2017 nach Deutschland. Vor ihrer Ankunft in Deutschland lebte die Familie 2 Jahre in Spanien. Azzedine hat eine algerische Mutter, ist aber in Syrien geboren und dort aufgewachsen. Für sein Studium ging er nach Libyen, musste dieses aber abbrechen und ging anschließend nach Algerien.  

Nach dem Ausbruch des Krieges in Syrien war Azzedines Hoffnung, auf Grund seiner syrischen Abstammung Asyl in Europa zu erhalten. Dies wurde jedoch von den deutschen Behörden endgültig abgelehnt, da Azzedine auf Grund seiner algerischen Abstammung rechtlich als algerischer Staatsbürger angesehen wird. 
Nachdem der Familie klargeworden war, dass sie auf Grund ihrer algerischen Herkunft kein Asyl in Deutschland erhalten kann, wendete sie sich an die Rückkehrberaterin des Landkreises Esslingen, Frau Sabine Pereira. Im Rahmen der Beratung durch Frau Pereira zu einer freiwilligen Rückkehr nach Algerien, kristallisierte sich heraus, dass das Ehepaar in Algerien gerne eine Patisserie mit französischen Backwaren eröffnen würde. Frau Pereira schaltete darauf hin Newplacement International (NPI) für die Unterstützung der Rückkehrvorbereitungen ein. 

Karesly Saavedra Cabrera übernahm im Namen von NPI die Beratung der Familie. Nach mehreren Gesprächen, in denen Frau Saavedra Cabrera die individuellen Interessen, Stärken und Kompetenzen beider Ehepartner herausarbeitete, wurde eine Problemlage für die Rückreise der Familie deutlich: Für ein Kind der Familie, das in Spanien geboren wurde, hatten die Eltern die spanische Geburtsurkunde verloren. Ohne gültige Geburtsurkunde können jedoch keine algerischen Ausreisepapiere ausgestellt werden. Auch die spätere Ausstellung eines algerischen Ausweises, die Anmeldung zur Schule usw. ist in Algerien ohne gültiges Geburtsdokument nicht möglich. Durch den persönlichen Einsatz von Frau Saavedra Cabrera und das internationale Netzwerk von NPI konnte in Spanien treuhänderisch eine internationale Geburtsurkunde für das Kind nachbeantragt werden.

Parallel zu dieser Aufgabe begab sich Frau Saavedra Cabrera auf die Suche nach einer passenden Schulung zur Unterstützung der geplanten Selbstständigkeit des Ehepaars. Dies war herausfordernd, da erstens die Schulung auf die Herstellung französischer Backwaren eingehen sollte, zweitens auf Französisch gehalten werden sollte und drittens Termine gefunden werden mussten, währenddessen die Kinder der Familie betreut werden konnten. Tatsächlich konnte Frau Saavedra Cabrera eine Schulung mit einer französischen Referentin organisieren, die dem Ehepaar an zwei Tagen die praktischen Grundlagen zur Herstellung französischer Backwaren vermittelte. Zudem übergab die Referentin Azzedine und Fauzia eine Liste mit Arbeitsmitteln und Geräten, die als Grundausstattung für eine Patisserie genutzt werden können. 

Parallel zur Planung und Durchführung der Schulung erstellte Frau Pereira anhand der Bedarfe und Ressourcen der Familie einen Hilfeplan. Auf dieser Grundlage erging eine Anfrage an die Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung (ZIRF) hinsichtlich der Beschulung der Kinder in Algerien, lokaler Mietpreise für eine Wohnung, bzw. einen Laden und Geräte und Arbeitsmittel für die Ausstattung der Patisserie. Gleichzeitig stellte die Familie mit Hilfe der Rückkehrberatung einen Förderantrag nach dem REAG/GARP Programm für die Übernahme der Reisekosten, einer Reisebeihilfe und einer Starthilfe, sowie weitere Mittel aus dem Programm Starthilfe Plus. Zusätzlich konnte die Familie Unterstützung aus Landesmitteln des Landes Baden-Württemberg in Anspruch nehmen.  Zum einen die sogenannte Herkunftslandpauschale, zum anderen eine Pauschale als Ersatz für eine ERRIN-Förderung, die für Algerien derzeit ausgesetzt ist. Nach der Beschaffung der algerischen Reisedokumente konnte ein Flug für die Familie gebucht werden.

Am 02. April 2022 sind Fauzia und Azzedine zusammen mit Ihren Kindern nach Algerien zurückgekehrt, um dort ihren Plan von der eigenen kleinen Patisserie in die Tat umzusetzen. Wir wünschen der Familie alles Gute für ihre Zukunft und für ihre beruflichen Pläne. 

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Eine Patisserie in Allgerien

Echte Handwerkskunst

Der Anfang wäre geschafft