Projekt hilft förderbedürftigen Familien

  in Ittlingen | BBQ

Bei „BeJuga“ arbeiten die BBQ, das Jobcenter und Jugendamt Hand in Hand

„BeJuga“ – so lautet die Abkürzung für den etwas sperrigen Ausdruck „Beschäftigungsförderung und Jugendhilfe“, einem Programm, das seit Januar förderbedürftigen Familien in Tuttlingen helfen soll, ihre Chancen auf eine Beschäftigung zu verbessern. Eine oftmals sehr kleinteilige Arbeit. Daher arbeitet die Jugend- und Sozialhilfe eng mit Partnerämtern aus der Stadt zusammen.

Der Träger von „BeJuga“ ist in Tuttlingen und dem Bodenseekreis die Bildung und Berufliche Qualifizierung gGmbH (BBQ). Zurzeit arbeiten Helen Kaiser und Bernd Milkau für sie: Sie machen Hausbesuche bei den Familien, identifizieren Probleme und kümmern sich um Förderungen und Unterstützung.

Fünf sogenannte Bedarfsgemeinschaften in Tuttlingen betreuen sie – also Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind, die ohne sie kaum Chancen auf Beschäftigung hätten. Eine schwierige Arbeit, berichtet Kaiser. Oft handele es sich bei den betreuten Familien um Migranten mit unzureichenden Sprachkenntnissen, hinzu kommen fehlende Bildungshintergründe, Krankheiten und Konflikte innerhalb der Familie.

„BeJuga“ soll es ermöglichen, zu diesen Zielgruppen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, sagt Heinz Schwager, Regionalleiter der BBQ für den Schwarzwald, Hohenzollern und den Bodensee. Das gelinge bei „reinen Behördengängen“, wie etwa zum Jugendamt, nicht immer.

Kaiser und Milkau sind daher eine Art Schnittstelle zwischen den betreuten Familien und Kollegen vom Jobcenter und dem Jugendamt, mit denen sie in engem Kontakt stehen. „Bislang läuft die Zusammenarbeit sehr gut“, berichten alle Beteiligten. Das liege auch daran, dass die Teilnamen an „BeJuga“ freiwillig ist. „Bei den Familien besteht somit oft schon im Vorfeld eine gewisse Motivation, Ihre Lage zu verbessern“, sagt Kaiser.
„BeJuga“ gibt es bereits seit 2017. Damals wurde das Projekt an zwölf Standorten getestet. Seit Januar dieses Jahres sind zehn weitere Städte im Land dazu gekommen, darunter Tuttlingen.

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg fördert das Projekt, finanziert wird es komplett vom Land. Zunächst galt der Förderzeitraum für zwölf Monate. Vor kurzem wurde er aber auf zwei Jahre ausgeweitet. „Ein Jahr ist in der Regel zu wenig, um wirklich tiefgreifende Strukturen aufzubauen“, begründet Beate Hartmann vom Wirtschaftsministerium und Verantwortliche für „BeJuga“ diesen Entschluss. Das trifft vor allem auf das Corona-Jahr zu, das „BeJuga“ im Frühjahr für einige Monate lahm legte. Inzwischen seien wieder Hausbesuche und Betreuungsstunden möglich, berichtet Kaiser. Bei einigen Familien haben sie und Milkau dadurch erste, kleine Schritte in Richtung einer verbesserten Lebenssituation gemacht. So könnte ein 19-Jähriger, der aus einem sozial schwierigen Umfeld mit einem alkoholkranken, gewalttätigen Vater stammt, Chancen auf einen Ausbildungsbeginn im September haben.

„Wir hoffen natürlich, dass das klappt“, sagt Kaiser. Zurzeit haben sie und Milkau es vor allem mit „problematischen Fällen“ zu tun, bei denen es viele Baustellen gibt und die Arbeit oft sehr langwierig ist.
Umso größer ist die Freude bei BBQ und den Partnern vom Jobcenter und Jugendamt, dass „BeJuga“ nun verlängert und ausgebaut wird. Bis Ende September soll die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften auf acht bis neun steigen – dann allerdings auch mit leichteren Fällen, sagt Beate Hartmann.

Quelle SZ, Autorin Christina Mikalo

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