Körperkunst mit Henna-Tattoo - KooBo einmal anders

  in Ergenzingen | BBQ

Körperkunst, den Körper bemalen, verwandeln, ihn schmücken und schminken, formen, ankleiden und inszenieren. Mit diesen Themen befassten sich die KooBO Kostüm und Schmuck AG der GSS im Gäu Ergenzingen im Schuljahr 2019/20.

Die KooBO Projektgruppen, je 15 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 7 und 8, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Kostüme, Maske und Ausstattung für das Musical Wakatanka anzufertigen, das im Mai 2020 Premiere haben sollte. Aber, es kam anders: Durch die Corona-bedingte Schulschließung musste die Schule und damit auch die Werkstätten geschlossen werden.

Getreu dem Projektmotto: geht nicht, gibt‘s nicht, beschlossen die Kreativen dem Kontaktverbot zu trotzen und auf alternativen Wegen ihre Arbeit fortzusetzen. Binnen einer Woche nach dem Shutdown hatte die BBQ-Projektleitung eine Cloud im Internet für die AGs eingerichtete, auf der Ideen, Tutorials, Bilder, Texte und Nachrichten geteilt werden konnten. Darüber hinaus wurden dort berufspraktische Infos über Kreativberufe eingestellt und selbst noch Betriebserkundungen, gängigerweise die analogen Höhepunkte der kooperativen Berufsorientierung, waren über digitale Links im virtuellen Raum verknüpft: Vorhang auf für die Staatsoper Stuttgart, Einblicke in die Werkstätten des Landestheater Tübingens, Mäuschen sein bei Proben und Premieren des Theater Lindenhof, Blicke hinter die Kulissen.

Zusätzlich zur digitalen Kommunikation bekamen die Schülerinnen und Schüler Material zu den Anleitungen per Post nachhause geschickt. Die eigens erstellten Tutorials zu Origami-Faltungen kamen ebenso gut an, wie die Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nähen von Gesichtsmasken, die nützlich, nötig aber auch schmückend sein können: Ein Wettbewerb für die interessantesten Masken heizte das kreative Feuer der AG-Mitglieder an. Die eigenen Kreationen konnten mit Einmalkameras dokumentiert und zur Prämierung eingereicht werden.

Zum Abschluss des Schuljahres durften sich die Künstler*innen an Henna-Tattoos versuchen. Dazu wurde in kleinen Trichtertüten portionierte Henna-Paste verschickt.

Unser Resumee: zwei Schulprojekte, die der Corona-Auszeit trotzten und mit engagierter Improvisation neue Wege der kooperativen Berufserfahrungen beschritten – bis zuletzt, in der Erprobung einer traditionsreichen Technik der Körperkunst. Und neben der gestalterischen Praxiserfahrung erfuhren die Jugendlichen exemplarisch, dass der hippe Körperkult einer traditionsreichen Kulturgeschichte aufruht: Die Geschichte der Tattoos, die keine neuzeitige Erscheinung sind, nicht genuin etwas, das Teenager tun, um ihre Eltern zu ärgern, sondern eine Kulturtechnik mit weit zurückreichenden Wurzeln in vielen Kontinenten. Die Geschichte der Tattoos reicht weiter über keltische Ornamentik nach China und von dort zu den leuchtend bunten oder in weichen Schwarz- und Grautönen gezeichneten Tattoos Japans. Schließlich gelangte die Kulturtechnik im 18 Jh. durch englische Seeleute nach Europa, wo sie schnell in der Oberschicht populär wurde. Und von dort ist es nicht mehr weit bis nach Ergenzingen, wo die Kulturtechnik der Henna-Tattos durch syrische, pakistanische und persische Flüchtlinge heute an Popularität gewinnen. Sehr bereichernd für Freunde der Körperkunst, die Henna-Tattoos gerne einmal ausprobierten. Das Besondere ist, dass die Henna-Tatoos nicht unter die Haut gehen, sondern diese lediglich mittels einer Paste färben, was einiges an Fingerfertigkeit und Geduld erfordert, dabei aber den Geldbeutel schont. Henna-Tattoos sind nicht dauerhaft aber kunstvoll und lassen kreativen Spielraum für Gestaltung, Individualität und das Eintauchen in die Kulturgeschichte, ganz so, wie man es von professionellen Masken- und Kostümbildner*innen erwartet.

Einfach mal ausprobieren!

 

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Henna-Tattoos - schmerzfreie und günstige Körperkunst

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